Sorgt Corona für mehr Alkoholkonsum?

Gelegentlich berichteten Medien, dass Ähnliches beim Wein oder Alkohol passierte, weil man nur so die traurigen Zeiten Zuhause überbrücken konnte.
Text: Mitglied Rudolf Knoll

Foto: Thom Masat

In der Tat verzeichneten viele Weinhändler deutliche Steigerungen beim Absatz und vermeldeten „förmlich weihnachtliche Stimmung“. Auch der LEH und die Discounter konnten sich über den Absatz von Wein nicht beklagen. Das Gleiche gilt für Online-Shops. Winzer sprangen ebenfalls auf diesen Zug auf und veranstalteten zudem Online-Verkostungen, die gut angenommen wurden. Arm dran waren nur die Erzeuger und Händler mit der Hauptzielgruppe Gastronomie.

Die Frage ist: Führt Corona auf breiter Front zu einem erhöhten Alkoholkonsum? „Das kann nach unseren Erkenntnissen nicht bestätigt werden“, meint dazu Prof. Dr. Gergely Szolnoki, Marktforscher am Institut für Wein- und Getränkewirtschaft an der Hochschule Geisenheim University. Ihm ist bewusst, dass es zu diesem Thema negative und übertriebene Schlagzeilen sowie Diskussionen über erhöhten Alkoholkonsum gab.  Er selbst spricht von einer Erhöhung des Hauskonsums, da es keine andere Möglichkeit gab, im Restaurant, an Veranstaltungen oder bei Besuchen Alkohol zu trinken.

Dieser Teil des Konsums liegt nach Einschätzung des Wissenschaftlers bei ca. 50 Prozent. Das bedeute, dass die Hälfte der getrunkenen Weine vorher außer Haus konsumiert wurde. Theoretisch hätte also der Weintrinker in Deutschland während des Lockdown zu Hause doppelt so viel Wein trinken müssen, um das durchschnittliche Level zu erreichen. Szolnoki: „Das ist unrealistisch.“ Fakt sei, dass der Anteil des Hauskonsums zwar anstieg, weil Konsumenten den ausgefallenen Außer-Haus-Konsum mit etwas mehr Konsum Zuhause kompensierten. Der Gesamtkonsum sei jedoch nicht gestiegen.