Weinfeder Preis der Deutschen Weinkritik Dirk Würtz Solidahrität

"Preis der Deutschen Weinkritik" 2020

Dirk Würtz, SolidAHRität

Text: Linda Trarbach

Sehr verehrte Damen und Herren, 
liebe Kollegen aus der Weinbranche, 
verehrte Preisträger,

tatsächlich ist das heute Abend die erste Laudatio, die ich in meinem Leben halten darf und ich freue mich sehr, dass ich einerseits als deutsche Weinprinzessin hier sein darf, andererseits bin ich aber auch besonders stolz, dass ich als Mädchen von der Ahr und als Ahrweinprinzessin Teil dieser besonderen Ehrung sein kann.

Unsere Ahr und die Geschehnisse dort waren und sind in aller Munde. Ich glaube, ich habe in meinem Leben noch nie so oft den Begriff Solidarität gehört oder verwendet wie in den vergangenen 13 Wochen. Jedermann spricht davon, sogar Taschen, T-Shirts und allerhand Merchandise wird von diesem Begriff geschmückt.

Dirk Würtz, der Weinblogger mit viel Einfluss und Geschäftsführer des Weinguts St. Antony hat den Begriff „SolidAHRität“ und das Konstrukt dahinter jedoch besonders geprägt.

Wir blicken genau 3 Monate zurück. Eine verheerende Flutkatastrophe sucht das Ahrtal heim und nimmt den Menschen und besonders den Winzern dort nahezu jede Existenzgrundlage.

Nach einem Telefonat mit den Schwestern Meike und Dörte Näkel vom Weingut Meyer-Näkel wird Dirk Würtz das Ausmaß dieser schrecklichen Katastrophe bewusst. Besonders die Aussage „Wir haben nichts mehr außer unserem Leben“ und die Tatsache, dass die beiden Winzerkolleginnen in der eigenen Produktionshalle von den Wassermassen überwältigt werden, sogar ein Stück mit der Flut mitschwimmen müssen und sich in Lebensangst gerade noch an einem Baum klammern können, auf dem sie schließlich die ganze Nacht ausharren mussten, spiegelt nur eines der unzähligen Schicksale im Ahrtal wieder und berührt sehr.

Tief bestürzt, aber voller Tatendrang Hilfe zu leisten, startet Dirk Würtz spontan und intuitiv das Projekt „SolidAHRität“ – und bringt damit eine der größten Hilfsaktionen, die es unter Winzern je gegeben hat, ins Rollen.

Er sammelt Weinspenden von Weinerzeugern und Weinhändlern, nationaler wie auch internationaler Herkunft. Mit diesen gestifteten Weinen packt er mit unzähligen Helferinnen und Helfern ganz individuelle 6er Weinpakete, und verkauft diese für 65€ an Weininteressiere. Dirk Würtz mobilisiert hierbei mehr als 4.500 Kollegen der Weinbranche und erhält besonders auch aus Ländern wie Österreich, Südtirol und Südafrika großzügige Weinspenden für sein Projekt. Auch die Schnelligkeit, mit dem er das Ganze vorantreibt, ist beachtlich. Man bedenke, dass das Logo und die Website schon am Sonntag nach der Flut online erreichbar waren.

Die Welle der Unterstützung und der Hilfsbereitschaft war enorm groß – aber auch das Interesse an den Paketen ist überwältigend. Zwischenzeitlich waren die Pakete sogar ausverkauft.

Ich denke, Dirk Würtz war sicherlich selbst von dem rasant positiven Verlauf der Aktion überrascht. Zu sehen, wie das Projekt von Anfang an wortwörtlich „durch die Decke“ ging, war sicherlich eine tolle Bestätigung der eigenen Idee.

Mittlerweile können wir von mindestens 33.000 verkauften Paketen sprechen, die auch durch das Mitwirken von über 600 freiwilligen Helfern gepackt wurden.

33.000 Pakete… das bedeutet auch ca. 200.000 gestiftete Weinflaschen und wer von Ihnen nun fix im Kopfrechnen ist, der erkennt ganz schnell, dass hierbei ein Erlös von über 2 Millionen Euro generiert werden konnte. Ich finde das ist einen Applaus wert.

Der Reinerlös wird an ein Hilfskonto der Deutschen Prädikatsweingüter weiterleitet. Von hier aus wird nach einem bestimmten Schlüssel die Verteilung an die Weingüter in der Region vorgenommen, sodass die Hilfe auch gezielt vor Ort ankommt. Mit Hilfe solcher Spenden können wir unseren Weinbau wieder aufbauen und fördern, von der Kellerwirtschaft bis hin zum Außenbetrieb.

Stellvertretend für die Winzer der Ahr, möchte ich ein ganz herzliches und vor allem ein riesiges Dankeschön aussprechen.

Lieber Herr Würtz, beginnend mit Ihrer Idee für diese solidarische Aktion, über die Umsetzung gemeinsam mit ihrem Team und allen Beteiligten und nicht zuletzt dank Ihrer medialen Reichweite und Aufmerksamkeit die sich Sie als Person hart erarbeitet haben und in diesem Moment mit unseren Ahrwinzern geteilt – sozusagen für uns bereitgestellt haben, konnten Sie einen großen Meilenstein zum Wiederaufbau des Ahrtal schaffen.

Unsere Winzer wissen die Mühe und den Fleiß hinter diesem Projekt sehr zu schätzen und wir sind wirklich überwältigt, dass für uns so etwas Großartiges auf die Beine gestellt wurde.

Für mich persönlich sind die Momente, die in denen man so viel Hilfe und Engagement erfährt, eben auch die Augenblicke, in denen ich den Tränen nahe bin und die prägen … viel mehr als die Momente, in denen man vor den Trümmern seiner Existenz steht.

Dank solcher „SolidAHRität“ schöpfen wir Menschen im Ahrtal Hoffnung und Kraft für den Wiederaufbau unserer Heimat.

Und genau deshalb – weil Sie eben nicht nur eine unglaublich tolle Spendenaktion ins Leben gerufen haben- sondern vor allem auch, weil Sie Menschen damit Kraft und Zuversicht geschenkt haben lieber Herr Würtz, haben Sie diesen Preis wirklich mehr als verdient.

Vielen Dank!