Text: Heidi Diehl
30 Jahre deutsche Einheit: In „Einheit – Deutscher Wein“ verschmelzen zwei Weine aus Ost und West zu einem Gesamtkunstwerk, und ein Gemälde setzt diesen symbolischen Akt malerisch in Szene.
Die Idee kam ihnen im November 2019: Damals saß der Rheingauer Künstler Michael Apitz mit seinem Bruder Jürgen und dessen Sohn Niko bei einem Glas Wein zusammen. Als die Flasche leer war, war das Projekt geboren: Ein Gemälde zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit würde Michael malen. Doch damit nicht genug. Nicht nur in dem Bild sollte sich die Einheit widerspiegeln, sondern Ost und West sollten auch in einer Flasche Wein verschmelzen. Für diese Idee konnten die drei sehr schnell die Weingüter Pawis aus Zscheiplitz in der Region Saale-Unstrut und Spreitzer aus Oestrich-Winkel im Rheingau begeistern. Beide Winzerfamilien sind nicht nur seit Jahren miteinander befreundet, beide gehören auch dem Verband Deutscher Prädikatsweingüter an. Für die Ost-West-Cuvée wählten beide Weingüter einen ihrer Top-Rieslinge aus. Insgesamt wurden 2020 Flaschen gefüllt.
Schon bevor die Weinfeder die Initiatoren des Einheitsweines ehrte, stellten stellten Apitz, Spreitzer und Pawis am 25. August ihre zusammenhängenden und doch unterschiedlichen Kunstwerke in der Hessischen Landesvertretung in Berlin der Presse vor. Das 1990 mal 2020 Millimeter große Gemälde entstand aus zwei gleich großen Leinwänden, die sich in den deutschen Farben zu einem Weinberg zusammenfügen und ihre Wirkung nur gemeinsam entfalten, erläuterte der Künstler. Ausdrücken will er damit symbolisch, dass beide Teile Deutschlands nach der langen Teilung erst wieder zusammenfinden mussten.
Ein besonderes, wenn auch nicht sichtbares Detail dieses großformatigen Gemäldes ist, dass Michael Apitz Erde aus beiden Weinbergen verarbeitet hat. Nämlich aus dem Geisenheimer Schlossgarten im Rheingau, wo der Riesling vom Weingut Spreitzer heranwuchs und aus dem Zscheiplitzer Himmelreich, eine der Toplagen bei Freyburg/Unstrut des Weingutes Pawis. Beide Lagen sind als VDP.Erste Lage klassifiziert, und beide zeichnen sich durch Muschelkalkböden aus. Auf die Frage, wie viel von jedem Winzer in der Flasche ist, antworteten sie salomonisch: „Ein ordentlicher Anteil Ost und ein sehr ordentlicher Anteil West. Auf jeden Fall aber 100 Prozent besten Rieslings.“ Das Etikett der Flaschen stellt eine verkleinerte Kopie des Gemäldes von Apitz dar.
Der Wein, ein sehr runder und harmonischer Tropfen, der gewissermaßen Bestes aus Deutschland in einer Flasche vereint, wird wohl sehr schnell ausgetrunken sein. Einige Flaschen wurden bei der Ehrung der Weinfeder im Weingut Spreitzer geleert; der Inhalt fand allgemein Beifall, ebenso wie die muntere, unterhaltsame Laudatio von Professor Dr. Leo Gros von der Hochschule Fresenius, der sich im Rheingau vor allem einen Namen gemacht hatte als kompetenter Auktionator der VDP-Versteigerungen im Kloster Eberbach.
Und das Gemälde, was wird aus ihm? Nach seiner Enthüllung in der Hessischen Landesvertretung war es bis zum 8. Oktober im Wiesbadener Rathaus zu sehen. Der würdigste Platz, den sich Michael Apitz vorstellen kann, wäre im Deutschen Bundestag. Bislang noch ein Traum, aber wer weiß, morgen vielleicht schon Realität. Auch in einem der beiden Weingüter würde es sich prächtig machen – vielleicht sogar hin und her wechselnd zwischen dem Rheingau und Saale/Unstrut. Auch gegen einen zahlungskräftigen Verkäufer würde er sich nicht sträuben. Anfragen kosten nichts.
Verkauft wird der besondere Wein in beiden Weingütern, übers Internet unter www.einheitwein.de, sowie im Berliner Kaufhaus KaDeWe für 19,90 Euro. Ein Euro pro Flasche geht an eine Stiftung, die sich mit der Aufarbeitung der Geschichte der deutschen Teilung beschäftigt.
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