Weinfeder Preis der deutschen Weinkriktik

"Preis der Deutschen Weinkritik" 2022

Projekt „WEIN GEGEN RASSISMUS“ von Lukas Krauß und Medienagenten

Weinfeder Award 2022

Jochen Stange, Geschäftsführer Medienagenten und Lukas Krauß, Winzer. (Foto: Woody T. Herner)

Ein sehr aktueller Preis der Weinfeder: Kampf gegen Rassismus auch mit Wein

Text: Rudolf Knoll, Lautator: Robert Lönarz

Der 16. „Preis der Deutschen Weinkritik“ ging an das Projekt WEIN GEGEN RASSISMUS von Winzer Lukas Krauß und den Medienagenten. Diese Initiative wird von der Weinuni Geisenheim unterstützend begleitet – weshalb auch Robert Lönarz, Repräsentant der Bildungsstätte, die Laudatio hielt. Er verwies darauf, dass diese Aktivität Menschen Mut machen will, Haltung und Gesicht zu zeigen, gegen Fremdenhass und rechte Parolen.

Aktiv helfen ist, wie es Lönarz betonte, ein entscheidendes Motto der Initiative. Die Idee dazu kam Weinmacher Krauß aus dem pfälzischen Lambsheim vor sieben Jahren bei einer Fahrt aus dem deutschen Norden, die ihn durch verschiedene Bundesländer führte. Im Autoradio hörte er 2015 (dem Jahr von „Wir schaffen das“) immer wieder von neuen rassistischen  Ausschreitungen. Und er beschloss, dass man dagegen etwas tun muss. Das Projekt hat nach den Flüchtlingsströmen von damals über das Mittelmeer mit Tod und Elend, die noch nicht beendet sind, mit Kriegsflüchtenden aus der Ukraine und Russland eine aktuelle Erweiterung gefunden.

Die Idee von Krauß war, via Wein Geld einzusammeln, um den Helfern in der aktuellen Flüchtlingstragödie die Arbeit zu erleichtern. Er fand dafür nicht nur Mitstreiter in der Hochschule Geisenheim, sondern auch im Büro Medienagenten in Bad Dürkheim, eine in der Weinbranche bekannte und angesehene Agentur mit vielen hochwertigen Referenzen und innovativen Ideen. Dessen CEO Jochen Stange, der u.a. auch als Lehrbeauftragter an der Hochschule aktiv ist, schaltete sich selbst ein, wurde zum Wegbegleiter und sorgte unter anderem für einen ausführlichen Auftritt von „Kampf gegen Rassismus“ im Internet.

Auf dem Markt ist seit einigen Jahrgängen ein Wein mit entsprechendem Etikett, der auch über ambitionierte Händler verkauft wird, die sich dieser Idee anschließen. Ein wesentlicher Teil der Einnahmen, zu denen auch Spenden kommen, wird der Amadeu Antonio Stiftung überreicht, die sich seit 1998 für eine Stärkung der demokratischen Zivilgesellschaft einsetzt, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet. Dafür unterstützt sie Initiativen und Projekte, die sich kontinuierlich für eine demokratische Kultur engagieren und für den Schutz von Minderheiten eintreten. Die Stiftung fördert unkompliziert und verteilt das Geld gezielt dort, wo es am dringendsten benötigt wird. Die Mittel aus „Wein gegen Rassismus“ werden vor allem in der Flüchtlingshilfe eingesetzt. Mit den Jahren ist inzwischen eine stattliche fünfstellige Summe zusammengekommen.

Hilfestellung gab dabei, dass Dank Medienagenten das komplette Register der Öffentlichkeitarbeit gezogen wurde. Eine spannende, informative Website korrespondiert mit zahlreichen Social Media-Kanälen, die zudem auch über einen unbezahlten Lehrauftrag an der Hochschule Geisenheim und am Weincampus Neustadt mit studentischen Beiträgen intensiv und mit viel Engagement bespielt wurden. Hierfür gab es im Frühjahr dieses Jahres vom Geisenheimer Alumniverband bereits die Auszeichnung „Goldener Wingertsknorzen 2022“.Wein gegen Rassismus hatte sich dabei gegen acht weitere Medien-Projekte deutlich durchgesetzt und die Anerkennung vieler Studierender, Dozierender und der Lokal- und Fachpresse gefunden. Es kam, wie Laudator Robert Lönarz berichtete, auch zu einer aufwendigen Vortragsveranstaltung gemeinsam mit Studierenden an der Hochschule Geisenheim und im April 2022 zu einem weiteren Auftritt mit dem Thema „Anstoßen statt Ausgrenzen“. Hier kamen auch Betroffene und Aktivisten aus der Branche zu Wort.

Robert Lönarz begründete die Preiswürdigkeit dieses Projektes, das keinerlei Vereinsstatus anstrebt, auch mit der erzielten Breitenwirkung und den unterschiedlichsten Initiativen in der Weinbranche zu diesem Thema. Als Beispiel verwies er auf das Statement auf Weinflaschen des Pfälzer Weinguts Emil Bauer & Söhne: „Wenn du ein Rassist, ein Terrorist oder nur ein Arschloch bist, dann trink nicht meinen Sauvignon Blanc.”  Anders gelagert sind Aktivitäten wie jene vom Weingut Mohr in Lorch, das 40 Bewohner eines Flüchtlingsheimes während der Weinernte einlud, um sie mit der neuen Umgebung, die Heimat werden kann, bekannt zu machen. Das Weingut Waigand im fränkischen Erlenbach bat zu einer Benefiz-Party. Und im Weincampus Neustadt wurde in Kooperation mit dem Wilhelmshof in Siebeldingen ein „Multi-Kulti“-Wein mit einer internationalen Lesemannschaft erzeugt. Der Verkaufserlös der 2000 Flaschen kam komplett Flüchtlingen zugute.

Angezettelt hat das alles Lukas Kraus, den der Weinhandel Geile-Weine als „Winzer mit Hut oder auch den „Woibauer“ unter den Winzern bezeichnet. Der Pfälzer gibt sich gerne als Sonderling aus, aber seine Weine müssen ernst genommen werden. Keiner kann aus augenscheinlich so uninteressanten Weinlagen so viel rausholen, wie das Talent aus Lambsheim. Mit  Jochen Stange von den Medienagenten in Bad Dürkheim fand sich für sein Projekt ein Partner, der klipp und klar feststellt: „Toleranz kann auch bedeuten, Dinge nicht zu tolerieren – blinden Fremdenhass akzeptiere ich nicht.“