Weinfeder: Weinpersönlichkeit des Jahres 2025 Monika Reule

"Wein-Persönlichkeit des Jahres" 2025

Monika Reule

Weinfeder: Weinpersönlichkeit des Jahres 2025 Monika Reule DWI-Chefin

LAUDATIO – WEIN-FEDER

MONIKA REULE, ProWein 17.3.2025

Von Holger Wienpahl

Ich bedanke mich ganz herzlich für diese Gelegenheit und das im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des SWR, mit denen Du in all den Jahren immer wieder zu tun hattest.

Für mich persönlich ist es heute und hier eine doppelte Ehre. Zum einen bin ich zum ersten Mal auf der ProWein, von der ich schon so viel gehört und gelesen habe. Viele Winzerinnen und Winzer, Weinköniginnen und Repräsentanten sprechen mit so viel Begeisterung von dieser Messe, dass Düsseldorf für mich längst zum 14. deutschen Weinanbaugebiet gemacht hat.

Nennen wir es das Weinanbaugebiet Niederrhein.  Und ich bin dankbar, es heute ein wenig bereisen zu dürfen. Hier, wo das Bier gerne mal ALT, der WEIN aber immer FRISCH ist.

Zum anderen ist es mir eine besondere Ehre, jemanden ehren zu dürfen, der 100 % PRO Wein ist, der den Wein lebt, liebt, unterstützt und in den Mittelpunkt stellt wie kaum jemand. Eine FUNKTIONÄRING, die FUNKTIONIERT –  im besten Sinne des Wortes! Eine, die seit 18 Jahren brennt – für die Sache, für den Wein und für den guten Geschmack – in jeder Hinsicht.

Seit genau diesen 18 Jahren kreuzen sich unsere Wege immer wieder und immer wieder rund um die Wahl der DEUTSCHEN WEINKÖNIGIN, die in diesem Jahr vielleicht zum ersten Mal einen DEUTSCHEN WEINKÖNIG erleben wird. Auch diesen Prozess hat Monika Reule von Anfang an offen und mit viel Restsüße in aller Lieblichkeit unterstützt.

18 Jahre ist sie im Amt: MONIKA die ERSTE, die wahre Königin des Weines – 18 Jahre, die ich sie begleiten durfte, oder besser: die sie mich begleitet hat. Auch wenn sie wahrscheinlich manchmal – vor allem in meiner Anfangszeit – kräftig schlucken musste. Nicht zu verwechseln mit einem kräftigen Schluck – obwohl: vielleicht war auch das manchmal nötig. SPÜREN hat sie mich NIE lassen. Und dank ihr und dem Vertrauen, das sie mir geschenkt hat, bin ich immer noch dabei. DANKE DAFÜR!

Während ich mich noch in der – sagen wir mal – Gärung zum Weinkenner befinde, hat sie 18 Jahre lang konsequent, leidenschaftlich und aufopferungsvoll dem deutschen Wein gedient.

Ich will sagen: MONIKA REULE hat einen PREIS für ihre TÄTIGKEIT und ihre Persönlichkeit, aber SO WAS VON VERDIENT! Ohne sie stünde der deutsche Wein und vor allem das Image des deutschen Weines sicher nicht so gut da, wie es HEUTE der Fall ist. Und jeder Weinkenner weiß: Das ist alles andere als selbstverständlich und war in der Vergangenheit nicht immer so.

Ich möchte DREI kleine Geschichten erzählen. Drei Geschichten, die zeigen, welcher Mensch hinter dem Amt der DWI-Geschäftsführerin steckt.

Die erste Geschichte beginnt in der Weihnachtszeit. Und wie in so vielen anderen Unternehmen ist es auch im DWI eine liebgewordene Tradition, in der Vorweihnachtszeit mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemütlich zusammenzusitzen, zu essen und zu feiern. Im DWI stehen diese Weihnachtsfeiern dann immer unter einem bestimmten Motto. Zum Beispiel JAMES BOND. Die einen kommen als 007, die anderen als MISS MONEYPENNY oder als Chefin . . . Sie wissen schon, als „M“ – die ergraute Eminenz des britischen Geheimdienstes. Monika Reule war an diesem Abend „M“ – natürlich.

Ein anderes Weihnachten feierte das DWI unter dem Motto „WHITE CHRISTMAS“. Jetzt frage ich Sie: Was verstehen SIE unter dem Motto WHITE CHRISTMAS? Wie würden Sie sich kleiden? Im Schneeanzug? Mit Skijacke, vielleicht, aber eigentlich war allen klar: Zu WEIßER WEIHNACHT kommt man in WEIßER KLEIDUNG! wie zu einem WEIßEN DINNER. Das muss auch Monika Reule klar gewesen sein. Aber WIE kam sie zu dieser internen Veranstaltung? Sie kam in – SCHWARZ. Nur SCHWARZ!

Natürlich hatte sie damit ein ALLEINSTELLUNGS-MERKMAL. Aber die Frage ist, was hat sie sich dabei gedacht? Ganz einfach: Die Antwort stand auf ihrem T-Shirt. In großen Buchstaben stand da EINER IST IMMER DAS SCHWARZE SCHAF.

Und übrigens: als M auf der James Bond Weihnachtsfeier erschien sie auch nicht wie im Film – also kurzfristig ergraut – sondern mit LILA-gefärbten Haaren. Aber das war keine Absicht. Sondern ein Fehler beim Färben. Monika Reule lachte darüber, erzählte allen von dem Missgeschick und es gibt sogar ein FOTO, das sie so zeigt: mit LILA HAAR neben James BOND. Aber DAS bleibt – wir sind bei 007 – gut versteckt im Tresor!!!

Was sagt uns das über Monika Reule: Sie hat Humor – den schönsten Humor, den ich kenne. Sie kann über sich selbst lachen. Nimmt sich als Mensch nicht ernster als nötig. Und das ist erstens toll und zweitens so wichtig in einem Job als Geschäftsführerin, in dem man immer auch im DIPLOMATISCHEN DIENST sein muss. Ich kann nur erahnen, was es bedeutet, zwischen so unterschiedlichen Interessengruppen wie Verbänden, Weingütern, Politik und Werbung immer den richtigen Ton zu finden. DAFÜR BRAUCHT man neben Einfühlungsvermögen und Geschick vor allem HUMOR. Den hat sie.

Sie lacht viel und gerne, sagen ihre Kolleginnen und Kollegen. Und noch wichtiger: Sie hat immer ein offenes Ohr für alle im DWI, verharrt nicht im Problem, sondern sucht nach Lösungen. Von ihr können Führungskräfte lernen, wie’s geht. Wie es gut geht.

DIE ZWEITE GESCHICHTE spielt in NEUSTADT an der Weinstraße. Wie jedes Jahr. Kurz vor der Wahl zur Deutschen Weinkönigin. Wir schreiben das Jahr 2022. Seit 15 Jahren begleitet Monika Reule die Wahl. Schon am Probentag ist sie dabei, am Tag der Ausstrahlung ist sie bei der Generalprobe. Weil es ihr wichtig ist, weil ihr die Wahl wichtig ist, weil sie professionell ist und weil sie gut vorbereitet sein will. Denn ihr kommt die entscheidende Rolle zu. Sie wird verkünden, wer unter die Top-3 kommt und sie wird am Ende verkünden, wer die NEUE DEUTSCHE WEINKÖNIGIN ist. Ein festes Ritual. Ich liebe diesen Moment und habe wie alle Zuschauer keine Ahnung, welcher Name im goldenen Umschlag steckt. Aber vor der Verkündung frage ich Monika Reule jedes Mal: „Wie schwer und wie knapp war die Entscheidung HEUTE?“ Und jedes Mal antwortet sie: “Es war unglaublich schwer und es war so ein enges Feld mit nur wunderbaren Finalistinnen. So ist es immer. Bis 2022. Diesmal – NACH 15(!) Ritualen kommt sie vor der Sendung zu mir. 15 JAHRE, so lange hat es gedauert und ich will gar nicht wissen, wie lange es in ihr gegärt hat, 15 Jahre nach immer der gleichen Frage, bittet sie mich diesmal: KANNST DU MIR ZUM SCHLUSS EINE ANDERE FRAGE STELLEN?

WIE GEDULDIG muss man sein, um nach 15 Jahren um eine kleine Veränderung zu bitten?

Es ist nur eine kleine Geschichte, aber sie sagt viel über Monika Reule aus.

Denn GEDULDIG kann sie. Das hat sie bei einem ihrer großen Meilensteine bewiesen. Sie hat entscheidend dazu beigetragen, das DWI zu retten. Denn es gab eine Zeit, da war die Zukunft des DWI alles andere als selbstverständlich. Das war zwischen 2009 und 2014. Da ging es bis vor das Bundesverfassungsgericht. Die Klage einiger Winzer und Kellereien gegen ihre Abgabe und Finanzierung des DWI hätte das Aus für das Institut bedeuten KÖNNEN. Es hätte! Zitat aus dem inneren Kreis: „Das DWI hätte über Nacht abgeschafft werden können“. Und es war insbesondere der unermüdliche, persönliche Einsatz der Geschäftsführerin, der dies VERHINDERTE.

Vorbereitung, persönlicher Einsatz, aber auch GEDULD bis zum Ziel – die Geschichte der Wahl der DEUTSCHEN WEINKÖNIGIN erzählt im Kleinen, wie stark der Charakter von Monika Reule ist und was sie im Großen zu leisten vermag.

Übrigens: Ich glaube, aus Vergesslichkeit habe ich am Ende der Sendung keine weitere Frage gestellt. Monika Reule hat es gelassen über sich ergehen lassen. Auch das ist Charakter.

Und zum Schluss die DRITTE Geschichte. Sie beginnt mitten auf der Bühne des Vorentscheids zur Wahl der Deutschen Weinkönigin. FÜNF der zwölf Kandidatinnen an diesem Tag erfahren in diesem Moment, dass sie im großen Finale dabei sind. Sieben sind ausgeschieden. Es ist der emotionale Höhepunkt einer langen, professionellen Vorentscheidung. Und es passiert etwas, das es so noch nie gegeben hat. ZWEI Kandidatinnen haben exakt die gleiche Stimmenzahl. Und diese beiden sind ausgerechnet FÜNFTE. Die Regeln sagen nun: Es muss ein Stechen geben – zwischen diesen beiden, wer ins Finale kommt. Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert, ist geringer, als dass Düsseldorf und Köln gemeinsam den Rosenmontagszug organisieren.

Monika und ich stehen auf der Bühne und wissen, was zu tun ist. Die Jury muss noch einmal abstimmen. Eine Abstimmung, nur zwischen den beiden Kandidatinnen, die gleich viele Stimmen haben. Aber wer sind die beiden? Wir bekommen einen Zettel. Darauf stehen die beiden Namen, über die getrennt abgestimmt werden soll. Monika Reule schaut auf den Zettel, ich schaue auf den Zettel. Wir schauen uns an. Wir schauen wieder auf den Zettel – es sind die längsten Sekunden in den vielen Jahren unserer Wahl zur Deutschen Weinkönigin. Aber: Es ist, wie es ist. Keiner der beiden Namen auf dem Zettel ist auch nur ansatzweise lesbar. Zu klein geschrieben, zu hastig hinter der Bühne notiert, einfach zu unleserlich. Wir raten, rätseln, fabulieren – ich lerne in diesem Moment: Man kann auch im Stehen schwitzen, ohne sich einen Zentimeter zu bewegen. Eine neue Erfahrung für mich. Und während mir tausend Gedanken durch den Kopf schießen, HANDELT Monika neben mir. Und die Lösung ist eigentlich ganz einfach: Eine kurze Entschuldigung und dann die Bitte, den Zettel einfach noch einmal in Druckbuchstaben zu schreiben. Und so machen wir es dann – Ich lerne: Monika Reule ist krisenfest, sucht nach Lösungen und findet sie auch – statt wie ich im Problem zu verharren.

Das hat Monika Reule als Geschäftsführerin in all den Jahren eindrucksvoll bewiesen. Ein weiterer Meilenstein war zum Beispiel der Umzug von Mainz nach Bodeheim: der Kauf einer Immobilie. Lösung gesucht, Lösung gefunden: Kaufen statt weiter mieten – zum Teil mit dem Geld, das das DWI für den Fall einer Niederlage vor dem Bundesverfassungsgericht 2014 zurückgelegt hatte. Gespartes Geld, das sich schon wenige Jahre nach dem Kauf amortisiert hatte.

Dazu passt auch, dass sie für das DWI EU-Fördergelder in zweistelliger Millionenhöhe organisiert hat. Immer zum Wohle des Weines. Fleißig, beharrlich, sorgsam im Umgang mit Geld, und auch vor der BÜROKRATIE schreckte sie nicht zurück.

Oder anders formuliert: Die Schwäbin kriegt man aus dem Schwabenland raus, aber die Schwäbin nie so ganz. Sie wissen schon: Schaffe, schaffe – Häusle baue. Fleißig, beharrlich, besonnen, nie laut, aber mit Durchsetzungsvermögen, ohne die eigene Gesundheit zu schonen – so habe ich Monika Reule kennen gelernt.

Heute wird sie ausgezeichnet und in wenigen Wochen geht EINE, ihre Ära zu Ende. Sie selbst hat es so entschieden. Monika Reule wird im DWI und im deutschen Wein viele Spuren hinterlassen – oder wie eine ihrer engsten Mitarbeiterinnen sagt: Sie hinterlässt Schuhgröße 45!

Ganz persönlich danke ich Dir – liebe Monika – von ganzem Herzen vor allem dafür, dass Du die GEDULD, den HUMOR und die LÖSUNG zugelassen hast, MICH WERDEN ZU LASSEN bei der Wahl der Deutschen Weinkönigin – trotz all meiner Unzulänglichkeiten gerade am Anfang: Unzulänglichkeiten zum Beispiel im ENGLISCHEN und meinen anfangs sehr überschaubaren FACH-KENNTNISSEN. Auch dafür hast Du immer Lösungen gefunden und zugelassen.

Wenn ich heute beschreiben sollte, was für ein WEIN Du wärst, dann wärst Du für mich eine Cuvee: aus Cabernet Sauvignon, der jung und gereift geschätzt wird, einem Spätburgunder mit seiner Eleganz, Komplexität und Anpassungsfähigkeit an die Umgebung und natürlich noch ein bisschen Regent – in Gender-Deutsch: REGENT-IN – mit seiner Robustheit. Du wärst eine seltene CUVÉE – so wie Du einzigartig bist – ein Großes Gewächs – stimmig, elegant – und LANGLEBIG im ABGANG.

DU bist – wie du selbst vor 18 Jahren gesagt hast – vom Schwein zum Wein gekommen. (Vorher hast du in der Futtermittelindustrie gearbeitet.) Es war für alle die richtige Entscheidung.

DU wirst es vermissen, aber HEUTE hast du diese Auszeichnung so sehr verdient! Und irgendwie finde ich, dass eine FEDER – eine WEINFEDER – auch besonders gut zu Dir passt…

In diesem Sinne: Alles GUTE und zum Wohl, liebe Monika!